Die Tafel Villingen-Schwenningen
Das größte Projekt des „Mach mit!“ Fördervereins e.V. ist der Betrieb der Tafel Villingen-Schwenningen als freier Träger, der reguläres Mitglied im Bundesverband Deutsche Tafel e.V. und des Landesverbands der Tafeln in Baden-Württemberg e.V. ist und gemäß deren Leitbild arbeitet. Die Tafel Villingen-Schwenningen sammelt überschüssige, qualitativ einwandfreie Lebensmittel von Sponsoren (z.B. Supermärkte, Bäckereien, Lebensmittelhändler, Lebensmittelfabriken, Bauernhöfe etc.) und verteilt diese zu einem Bruchteil des regulären Ladenpreises in ihren Tafelläden im Schwarzwald-Baar-Kreis gegen Bedürftigkeitsnachweis an sozial und wirtschaftlich benachteiligte Menschen. Hierdurch finanziert sie ihre eigene Tätigkeit, vor allem aber auch die weiterführenden Hilfsprojekte des „Mach mit“ Fördervereins e.V.
Die Tafel Villingen-Schwenningen ist sich sehr wohl bewusst, dass ihr Angebot nur ein Baustein sein kann, um die Situation von Menschen in wirtschaftlich und sozial prekärer Lage zu lindern. Denn die Abgabe von Lebensmitteln zu reduzierten Preisen zielt - isoliert betrachtet - nur auf eines von vielen Symptomen sozialer Ausgrenzung und denkt letztere vor allem vom Ökonomischen her. Deshalb ist es der Tafel VS auch wichtig, ihre Kernaktivität vermittels ihres Trägervereins in ein Netzwerk weiterführender und auf Nachhaltigkeit ausgerichteter Hilfs- und Unterstützungsangebote einzubinden; etwa, die Tafel als Gesprächsort zu nutzen, um Menschen, die ihre Hilfeleistung in Anspruch nehmen, an Beratungs- und Betreuungsangebote von Kooperationspartnern weiterzuvermitteln. Was den Betrieb der Tafelläden selbst angeht, so steht für die Tafel Villingen-Schwenningen neben der Linderung akuter Notlagen die wirtschaftliche Würde ihrer Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt ihres Handelns. Es handelt sich bei den Waren, die die Kundinnen und Kunden von den Tafelläden beziehen, eben nicht um „milde Gaben“, sondern um Waren, die – wenn auch zu stark reduzierten Preisen – von den Kundinnen und Kunden unter ökonomischer Nutzung ihrer eigenen Mittel eingekauft werden. Die Tafelläden im Schwarzwald-Baar-Kreis sind daher auch mit handelsüblichen Verkaufsmöbeln und Kühltheken ausgestattet und konsequent als Lebensmittelläden gestaltet, um genau diesen Aspekt hervorzuheben und es den Kundinnen und Kunden zu ermöglichen, ihren Warenbedarf in einem würdigen Umfeld unter Wahrung größtmöglicher Normalität zu decken, vielleicht auch auf diesem Wege Normalität wieder zu erreichen und zu erfahren.
Dass akute und leider auch in immer höherem Maße „verfestigte“ Not besteht, lässt sich an der Entwicklungsgeschichte des Projekts ablesen, die – versteht man sie als Gradmesser der Verteilungsgerechtigkeit in unserem Land – alles andere als eine Erfolgsgeschichte ist:
Im Jahre 1999 mit zwei Tafelläden in den Stadtbezirken Villingen und Schwenningen gegründet und von der Geschäftsstelle des Vereins aus betrieben, unterhält die Tafel Villingen-Schwenningen heute fünf Tafelläden in den Ortsteilen und Ortschaften Schwenningen, Villingen, Donaueschingen, Triberg und St. Georgen sowie eine zentrale An- und Auslieferungs- sowie Sortierungseinrichtung in VS-Mühlhausen mit Kühleinrichtung und Lagerflächen.
Jeden Tag sammeln je drei Fahrer und Beifahrer mit drei Transportfahrzeugen (davon zwei Kühlfahrzeuge) überschüssige Nahrungsmittel von den Sponsoren im Schwarzwald-Baar-Kreis von Blumberg bis Triberg ein und transportieren diese in die Sortierstelle in Schwenningen. Dort sind täglich insgesamt ca. 10-15 Personen damit beschäftigt, die angelieferten Nahrungsmittel zuerst grob und dann fein zu sortieren, zu neuen Gebinden zusammenzufassen und ladenfertig vorzubereiten. Im Anschluss werden die aufwändig vorbereiteten Waren in die Tafelläden transportiert, dort in die Regale und Kühltheken eingeräumt und dann von ca. 35 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern an bedürftige Personen gegen Vorlage ihrer Einkaufsberechtigung verkauft. Pro Woche werden derzeit ca. 450 Einkäufe in den Tafelläden im Schwarzwald-Baar-Kreis getätigt. Unter den Kundinnen und Kunden der Tafel bilden nicht zuletzt Renterinnen und Renter mit sehr geringen Rentenbezügen, Langzeitarbeitslose und Alleinerziehende neben Geflüchteten die größten Kundengruppen.
So lindert die Tafel Villingen-Schwenningen akute Not im Bereich der Grundsicherung von Bedürftigen. Die Tafel Villingen-Schwenningen will aber kein rein punktueller „Versorgungsbetrieb“ sein, der den Staat von seinen sozialen Pflichten entbindet und „Not privatisiert“. Deshalb versteht und nutzt der „Mach mit“ Förderverein e.V. das Tafelprojekt auch als auf langfristige Veränderung ausgerichtetes Förderinstrument im Bereich der Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen und zur Inklusion von Menschen mit Behinderung: So bietet der „Mach mit“ Förderverein e.V. in seiner Sortierstelle insgesamt 15 Arbeitsgelegenheiten an. Aus diesen Maßnahmen gingen bisher bereits vier Vollzeit-Personalstellen beim „Mach mit“ Förderverein e.V. hervor, die es Menschen ermöglichten, wieder wirtschaftlich unabhängig zu sein und im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zudem kooperiert der „Mach mit“ Förderverein e.V. auch mit der St. Gallus Hilfe, indem ein Inklusionsarbeitsplatz der St. Gallus Hilfe dauerhaft in die Sortiereinrichtung ausgelagert wurde. Hinzu kommen individuelle Praktikumsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler sowie für Menschen mit Behinderungen.
Eine Liste aller Firmen und Einrichtungen, die die Tafel Villingen-Schwenningen regelmäßig durch die Überlassung überschüssiger, qualitativ einwandfreier Lebensmittel unterstützen, finden Sie auf unserer Sponsoren-Seite.